Wie wird die Diagnose Thalassämia Intermedia (NTDT) gestellt? Wie wird sie behandelt?

Wenn ein Kind von beiden Eltern Mutationen geerbt hat, die noch eine gewisse Produktion von ß-Ketten möglich machen, hat es eine Thalassämia Intermedia (heute spricht man von NTDT  = non transfusion dependent thalassemia). Kinder mit Thalassämia Intermedia haben erst nach dem 1. Lebensjahr eine Anämie. Sie können eine vergrößerte Milz haben, gelbe Augen (Ikterus) und im Wachstum zurückbleiben. Transfusionen sind dann notwendig, wenn entweder das Hämoglobin immer unter 6 g/dl ist, oder, unabhängig vom Hämoglobinwert, das Kind nicht mehr wächst. Wenn Kinder mit Thalassämia Intermedia nicht rechtzeitig transfundiert werden, bleiben sie sehr klein und bekommen brüchige und aufgeweitete Knochen durch das sehr aktiv arbeitende Knochenmark. Manche Thal. Intermedia-Patienten brauchen nur zu bestimmten Zeiten Transfusionen, z.B. während des Wachstums oder während einer Schwangerschaft.

Das besondere der Thalassämia Intermedia ist, dass auch Betroffene, die gar nicht oder selten transfundiert werden, im Erwachsenenalter eine Eisenüberladung entwickeln. Da im Knochenmark ständig auf Hochtouren neue rote Blutkörperchen gebildet werden (die dann sehr schnell noch im Knochenmark zerfallen) wird fälschlicherweise dem Körper die Nachricht übermittelt: wir brauchen Eisen. Und im Darm wird dann aus der Nahrung Eisen aufgenommen, was aber gar nicht gebraucht wird und was sich vor allem in der Leber ablagert und dort Schaden anrichten kann. Bei erwachsenen Thal. Intermedia-Patienten muss regelmäßig durch Bestimmung des Ferritins oder durch eine Untersuchung wie das FerriScan überprüft werden, ob zu viel Eisen im Körper ist. Wenn das der Fall ist, muss ein Medikament genommen werden (Chelatbildner), das das überschüssige Eisen aus dem Körper entfernt. Thalassämia Intermedia Patienten können Gallensteine, bekommen, manchmal entwickeln sie offenen Beine (Unterschenkel-Ulzera). Es sollte vermieden werden, Thal. Intermedia-Patienten die Milz zu entfernen, da dies nicht nur zu einem hohen Risiko für Thrombosen führt, sondern auch zur Entstehung eines Lungenhochdrucks. Ältere Patienten, vor allem, wenn sie eine hohe Eisenüberladung haben und/oder ein sehr niedriges Hämoglobin haben (und deshalb das Knochenmark sehr heftig arbeiten muss) können Gelenkschmerzen haben. Thalassämia Intermedia-Patienten, die ständige Transfusionen brauchen, sollten eine Stammzell-Transplantation bekommen.

Seit 2019 steht für Patienten mit Thalassämia Intermedia Luspatercept zu Verfügung, ein Medikament, das die Zerstörung der neugebildeten Erythrozyten im Knochenmark  bremst. Dadurch kommt es zu einem Anstieg des Hämoglobins und einer Reduzierung des evtl. Transfusionsbedarfs.

Alle Thalassämie-Patienten (Major und Intermedia) sollten von Ärzten betreut werden, die entweder viele Thalassämiepatienten behandeln oder die in ständigem Kontakt stehen mit einem Zentrum.